„Menschen werden benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt!“ – Systemwechsel jetzt!

(17.8.2018) Dr.  Florian  Kossen,  hausärztlich  tätiger  Internist in Goldenstedt, und Prälat  Peter  Kossen, Pfarrer in Lengerich, erheben schwere Vorwürfe gegen die  Verantwortlichen  in  der  Fleischindustrie: „Menschen werden benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt!“ Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien    und   Polen   behandelt   Dr.   Kossen   täglich   in seiner allgemeinmedizinischen   Praxis.   Sie  arbeiten  in  Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht den Mediziner fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist  fast  schon  alltäglich:  „Viele  arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf  Stunden  am  Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie   durch  ihre  Arbeits-  und  Lebensbedingungen  ständig  physisch und psychisch  unter  Druck  stehen.  Daraus  resultieren  eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen:  Von  Überlastungsschäden  im Bereich der Extremitäten und   Wirbelsäule   über   psychovegetative  Dekompensationen  bis  hin  zu wiederholten  bzw.  hartnäckigen  Infekten  durch  mangelhafte hygienische Zustände  in  den  Unterkünften  und  gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen.  Aber auch eine totale körperliche Erschöpfung, wie ich sie in  meinen  20  Jahren  ärztlicher  Tätigkeit  vorher selten gesehen habe.“ (…) “ Es brauche einen  Neuanlauf  der Politik“, ergänzt Prälat Peter Kossen, „um die Branche zu zwingen, für die eigenen Leute  Verantwortung  zu  übernehmen und sich nicht zu verstecken hinter dubiosen Subunternehmen und Leiharbeitsfirmen.

Selbstverpflichtungserklärungen  der Fleischindustrie hätten allenfalls den Sklaventreibern Luft und Zeit verschafft, ihr menschenverachtendes Geschäft unbehelligt weiter zu betreiben. „Wenn der Rechtsstaat hier nicht völlig ad absurdum geführt werden soll, braucht es eine Behörde, die Recht und Gesetz durchsetzen  kann.  Die  nicht,  wie die Kontrollbehörden bisher, der Mafia machtlos  hinterher  schaut,“  sagt Peter Kossen.

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Bild (privat): Prälat Peter Kossen (links) und Dr. Florian Kossen